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Auguste Papendieck - Erste Töpfermeisterin in Deutschland

Spät berufen, aber bis zur Perfektion gelangt

Das Focke Museum Externes Angebot zeigt bis zum 22. März 2015 eine Sonderausstellung der Bremer Keramikmeisterin Auguste Papendieck.

Die Kuratorin Dr. Uta Bernsmeier hat aus den 153 Stücken im Bestand des Focke Museums auswählen können und diesen Arbeiten von zeitgenössischen Kollegen und Arbeiten junger Künstler, die die Formen- und Farbensprache von Auguste Papendieck weiterentwickelt bzw. neu interpretiert haben, gegenübergestellt.

Auguste Papendieck wurde 1873 geboren und wuchs in einer Bremer Kaufmannsfamilie auf. Ihre Eltern unterstützen 1900 ihr Kunststudium an einer privaten Münchener Kunstschule, da zu der Zeit Frauen noch der Zugang zu den öffentlichen Kunsthochschulen verwehrt ist.

Mehr zufällig gerät sie in Bayern mit der Töpferei in Kontakt und entbrennt für diese Kunst(handwerks)richtung. Ab 1905 beginnt sie sich „angemessen“ auf ihre Zukunft vorzubereiten und absolviert zunächst in Berlin ein Grundlagenstudium Chemie, um später eigene Glasuren entwickeln zu können. Danach geht sie auf die keramische Fachschule in Bunzlau, wo sie als Mittdreißigerin unter lauter Jugendlichen den Unterricht absolviert.

1911 eröffnet sie ihre Werkstatt im Achterdiek in Bremen und besteht ein Jahr später in Bremen die Meisterprüfung im Kunsttöpfer Handwerk. Sie legt großen Wert darauf, sich mit ihrer Arbeit auch ernähren zu können, obwohl diese schwere Arbeit selten jemanden reich gemacht hat.

Bis zu den zwanziger Jahren erstellt sie gegossene Serien-Keramik in von ihr entwickelten Gipsformen und bemalt das Geschirr mit Blumenmotiven. Zunehmend fertigt sie Unikate auf der Töpferscheibe und entwickelt ihren eigenen „Scherben“ aus einer speziellen Mischung heimischer und Westerwälder Tonerde, der besonders rot und hart brennt. Die Bemalung gibt sie zugunsten der Glasuren auf und lässt sich bei der Formgebung und der Glasur auch von chinesischen Exponaten im Übersee-Museum inspirieren. Die handwerkliche Arbeit betont sie bewusst durch die sichtbar bleibenden Rillen des Drehprozesses, damit diese Objekte sich deutlich von der Industrie-Keramik abheben.

Die 30er Jahre sind ihre produktivste und erfolgreichste Zeit und viele Museen kaufen Ihre Arbeiten. Sie kann als Begründerin der modernen Keramik gesehen werden und ist sicher in ihrer Zielstrebigkeit und dem Mut zu neuen Formen und Farben vielen Kunsthandwerkerinnen ein Vorbild geworden. Alle zwei Jahre wird in Bremen der „Auguste-Papendieck-Preis“ für zeitgenössische angewandte Kunst vergeben. Die Sponsoren dieses Preises haben auch diese Ausstellung unterstützt.

Wolfgang Ulrich

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