Geschichte

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Auf „Landtour“ durch Schwachhausen

Im Zuge einer historischen Straßenbahnfahrt im Zuge der gesamten Linie 4 von Arsten nach Falkenberg hatte ich vor kurzem Gelegenheit, interessante Informationen zur Geschichte des ÖPNV in Schwachhausen zu erfahren, die ich unseren Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten möchte:

Bereits 1876 gab es eine erste Pferdebahn, die „Horner Linie“ vom Domshof (Börse) über die Vahrster Brücke bis zur Horner Brücke. 1892 wurde sie aber schon von der „Elektrischen“ abgelöst, „der ersten elektrifizierten Straßenbahnlinie in Europa, die wirklich funktionierte“, wie Stefan Wurst, der 1. Vorsitzende der Freunde der Bremer Straßenbahn Externes Angebot, glaubhaft versicherte.

10 Pfennig kostete damals die halbe Tour bis zur Uhlandstraße, 20 Pfennige die ganze bis Horn. Letzterer Streckenteil war die sogenannte „Landtour“, da hier die Bebauung bei zunehmend dörflichem Charakter schon sehr dünn war. Somit gab es dank eines regen Ausflugsverkehrs und attraktiver Ziele denn auf der Landtour auch an Wochenenden mehr Verkehr als an Werktagen. Auch deshalb wurde die Strecke in die „Landgemeinde Horn“ schnell elektrifiziert und auf ihr kamen immer die modernsten Fahrzeuge zum Einsatz.

Auf dem Hof des Bauern Garbade in der Orleanstraße richtete die Pferdebahn ihren ersten Betriebshof ein.
1877 wurde der dann zur Horner Kirche verlegt auf den Platz, auf dem heute LESTRA angesiedelt ist und wo damals u.a. die Gaststätte St. Pauli ansässig war.

Die Linie 4 wurde mit Erfolg bis 1967 betrieben; dann wurde sie nur noch zur Hauptverkehrszeit befahren, denn die Busse fuhren durch bis zur Innenstadt.
1972 wurde die Linie ganz eingestellt und die neue Linie 1 sowie die bestehenden Buslinien übernahmen die Anbindung Schwachhausens an die City.
1996 hatte man es sich aber wieder anders überlegt: Die Straße zwischen Kurfürstenallee und Horn wurde saniert, neue Gleise verlegt und der Betrieb der neuen Linie 4 im Jahr 1998 bis zur vorläufigen Endstation „Horner Mühle“ wieder aufgenommen. Damit war Schwachhausen nach 16 Jahren Pause verkehrsmäßig endlich wieder auf dem Stand von 1876, natürlich mit bequemeren Fahrzeugen und besseren Taktzeiten.

Allerdings hatte man die Gleise für den Betrieb mit modernen Großraumwagen zu eng aneinander verlegt, so dass sie 15 Jahre später in einem gewaltigen Kraftakt - neudeutsch genannt „Powerbaustelle“ - wieder aus ihrem Bett gerissen und einige Zentimeter weiter auseinander neu verlegt werden mussten. Und jetzt - jetzt kann man auch wieder die „Landtour“ machen und bis Borgfeld oder Lilienthal ins Grüne fahren, wenn es einem denn gefällt.

Joachim Kothe

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