KOMMENTAR:
Temporäre Spielstraße - ein sperriger Begriff,
genau wie das gesamte Vorhaben, das dahintersteht und das jetzt
in drei Straßen in Schwachhausen zum ersten Mal umgesetzt
wurde.
Da werden mit viel Aufwand drei Straßen für einen Nachmittag
in der Woche zwischen 15 und 18 Uhr gesperrt. Dazu sollen die Anwohner
ihre Autos wegräumen - wohin auch immer - und der Verein „Spiellandschaft“
kommt und baut eine ebensolche auf. Nun gehört die Straße
mal den Kindern - für drei Stunden in der Woche. Die „Großen“
stehen beifallheischend daneben und freuen sich am „Glück“
ihrer Kinder.
Niemand würde auf die Idee kommen, irgendwo einen Spielplatz
zu erreichten, der gerade mal für drei Stunden pro Woche -
und das auch nur im Sommer - zugänglich ist. Hier aber wird
mit großem Aufwand so getan, als gäbe man den Kindern
nun das zurück, was wir in meiner Generation in den 50er und
60er Jahren des vorigen Jahrhunderts noch problemlos hatten: Spielraum.
Aber auch damals schon waren nicht alle Straßen zum Spielen
geeignet, denn der Autoverkehr nahm stetig zu. Ich hatte das Glück,
in einer Neubausiedlung mit breiten Straßen und zahllosen
- damals noch wenig genutzten - Parkplätzen aufzuwachsen, wo
es zudem große Rasenflächen, einfache Spielplätze
- und großflächige Baubrachen gab, auf denen sich ganz
ohne einen Verein „Spiellandschaft“ - und vor allem
ohne ständige Beobachtung durch Erwachsene - hervorragend spielen
ließ.
Straßen in dichtbebauten Wohngebieten sind keine Spielplätze
und wir sollten auch nicht zwanghaft und mit hohem finanziellen
und personellen Aufwand welche daraus machen. Das dafür eingesetzte
Geld sollte besser in den Ausbau und die Betreuung kindgerechter
Spielplätze an geeigneten Orten in der Nachbarschaft dieser
Straßen investiert werden. Auch sind noch längst nicht
alle Schulgelände so attraktiv gestaltet, dass sie Kinder und
Jugendliche zum Aufenthalt dort auch nach der Schule motivieren.
Es gibt noch viel zu tun auf diesem Gebiet, fixieren wir uns daher
nicht auf eine vermutlich vorübergehende Modeerscheinung, der
schon aus Kostengründen keine rosige Zukunft vorhergesagt werden
kann.
Joachim Kothe |