„Erinnerung an die Vergangenheit ist Mahnung für die
Zukunft“! Mit dieser Aussage begann Bremens Kulturstaatsrätin
Carmen Emigholz ihre Begrüßung zur Verleihung des VGH
Förderpreises Museumspädagogik 2017 an das Focke-Museum.
Sie würdigte die Arbeit des Museums, das moderne Erkenntnisse
über das Lernen in seiner museumspädagogischen Arbeit
erfolgreich berücksichtigt: „Nicht: ‘Wir bringen
euch etwas bei‘ heißt das Konzept, sondern eigenständiges
Lernen, Erleben und Entdecken ist das Gebot der Stunde.“
Museumsdirektorin Dr. Frauke von der Haar konnte sich dem ohne
Einschränkung anschließen und berichtete von den noch
im Versuchsstadium befindlichen Bemühungen, die Dauerausstellung
des Museums neu zu gestalten: „Wir experimentieren in Ausstellungen
mit starkem Gegenwartsbezug mit neuen Konzepten, z.B. mit Ausstellungsinseln
und verstärkter Integration von Medien“, erläuterte
sie. „In diesen Kontext gehört eben auch das Projekt
‘Bremen - meine Stadt‘, wo wir den Versuch machen,
mit Besuchergruppen zu kooperieren, die bislang nicht unbedingt
museumsaffin waren. Dieser Ansatz wurde jetzt von der VGH Stiftung
mit dem Förderpreis belohnt“.
Anja Hoffmann vom LWL Industriemuseum Dortmund und Mitglied der
Jury nannte in ihrer Laudatio die drei Kriterien für die
Verleihung des Förderpreises:
„In diesem Café 68 findet ein engagierter
Austausch zum gesellschaftlichen Wandel nach 1968 statt und es
ist eine ideale Plattform für Kommunikation und Multiperspektivität
unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern und mit den Mitarbeitern
des Musems“, führte Hoffmann weiter aus. „Über
analoges Ausstellen hinaus bemüht sich das Museum so um Austausch
mit seinen Besuchern und um Eintritt in die digitale Welt.“
Nach der nun folgenden eigentlichen Preisverleihung durch Dr.
Harm Meyer-Stiens von den Öffentlichen Versicherungen Bremen
(ÖVB) hatte Museumsmitarbeiterin Hedwig Thelen Gelegenheit,
ihr Projekt „Bremen - meine Stadt“ noch ein wenig
ausführlicher vorzustellen: „In den bisherigen Café-Runden
ging es oft um Themen wie Kriegsdienstverweigerung, Frauenrechte,
die Weiterentwicklung in der Pädagogik nach Summerhill und
das Schweigen der Nazi-Vätergeneration angesichts eines großen
Wissdensdurstes der jungen Generation in dieser Frage“,
berichtete sie aus ihren Erfahrungen. Dabei brachten die Teilnehmer
neben ihren Erinnerungen auch Realgegenstände aus der Zeit
mit, z.B. alte Schülerzeitungen, Plakate oder „Andenken“
aus ihrer Jugend. Diese wurden fotografiert und sollen später
in Form eines digitalen Albums auf der Internetseite des Museums
präsentiert werden.
Gelegentlich nahmen aber auch Schülerinnen und Schüler
- oft im Rahmen von Schulprojekten - an den Treffen teil und nutzten
die Gelegenheit, Zeitzeugen direkt zu befragen. „Bei diesen
Runden war dann oft mehr Erklärung notwendig, da den jungen
Leuten natürlich viel Hintergrundwissen fehlte“, erläuterte
Thelen.
Als besonders berührend empfand sie übrigens, dass
sich die Cafégäste oftmals dafür bei ihr bedankten,
dass sie ihnen diese Gelegenheit zum Austausch mit Menschen mit
ähnlichen Erfahrungen gegeben hatte.
Das Café 68 findet bis zum Abschluss der Ausstellung
„Protest
+ Neuanfang - Bremen nach 68“ am 1.7. noch drei Mal
statt, jeweils am 2. Dienstag im Monat. Wer seine Geschichte mailen
möchte, kann das ebenfalls tun unter der Adresse Bremennach68@focke-museum.de.