Leben im Stadtteil
Die Geschichte des Riensberger Friedhofs
Gab es früher fast ausschließlich Kirchhöfe für die Bestattungen, so entstanden später im Norden Deutschlands in den städtischen Bereichen die Parkfriedhöfe. Einer davon ist der heute ca. 30 ha (= ca. 42 Fußballfelder) große Riensberger Friedhof.
Um 1870 wuchs die Innenstadt Bremens und man konnte es sich nicht länger leisten, dringend benötigtes Bauland mit Toten zu belegen. Die Stadt erwarb daher ein 21 ha großes Areal eine Wegstunde vor den Stadttoren von der Tochter der Familie von Post und ließ 1875 die Toten der Friedhöfe Herdentor und Doventor auf andere Friedhöfe umbetten.
Der Friedhofsbau an sich war kein einfaches Unterfangen, denn das Areal liegt im Gezeitenbereich der Kleinen Wümme; musste also aufgeschüttet werden, um aus dem Bereich des Grundwassers herauszukommen und es zu ermöglichen, auch zwei Särge übereinander zu bestatten. Ca. 1000 Arbeiter waren über drei Jahre hindurch beschäftigt. Durch die erforderlichen Aushubarbeiten entstand u.a. der Friedhofsee.
Während zunächst fast ausschließlich Erdbestattungen vorkamen, wurde bald mehr Platz benötigt. Es hatte sich daher ein „Verein für Feuerbestattungen“ gegründet, auf dessen Betreiben der Senat 1891 das von Karl dem Großen einst ausgesprochene Verbot der Feuerbestattung aufhob. Da die Stadt schon damals knapp bei Kasse war, erbaute dieser Verein anschließend auch das Krematorium, das 1986 aber geschlossen wurde. Die Technik war nicht mehr zeitgemäß, und die gelegentlich entstehende Geruchsbelästigung für die Anwohner nicht mehr zumutbar. Das Haus wurde inzwischen zu einem Kolumbarium umgestaltet als würdevolle Bestattungs- und Gedenkstätte für Urnen. Ein neues Krematorium entstand auf dem Huckelrieder Friedhof.
2011 wurde der alte Teil des Friedhofes unter Denkmalschutz gestellt und noch heute befinden sich dort Gräber aus dem Jahr 1875 in Familienbesitz.
Dabei machte man sich auch Gedanken um nicht mehr gepflegte alte erhaltenswerte Grabsteine und Grabmäler.
Heute sind auf dem Riensberger Friedhof zu 95 % Urnen beigesetzt und da immer mehr Menschen sich nicht um die Grabpflege kümmern können, schuf der Umweltbetrieb Bremen pflegelose Grabformen, wie zum Beispiel das Kolumbarium und die Urnengärten; die Namen der Verstorbenen finden sich dort auf Steinen wieder, die zu Stelen aufgeschichtet sind. Und wer sich – ohne eigene Grabstätte - als Paar auch im Tod nah sein möchte, hat an einem besonderen Urnenfeld auch die Möglichkeit, sich einen Platz für zwei Urnen zu reservieren.
Und dieser Friedhof ist eben immer noch ein Park mit ca. 1600 Bäumen, darunter eine alte Eiche aus der Zeit der Familie von Post. Ein Park in dem man nicht nur (seine letzte) Ruhe finden kann und der unendlich viel zu erzählen hat.
Gisela E. Walther
Joachim Kothe
>> Mehr zum Friedhof im Wandel
>> Mehr zum Kolumbarium des Riensberger Friedhofs
Eine Fotostrecke gibt's hier.
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