„Mein
Name ist Hase, ich weiß von nichts.“ Diesen Spruch wird
kaum noch ein Besucher äußern, wenn er die neue Sonderausstellung
des Focke-Museums (bis 5. Juli 2020) gesehen und verinnerlicht
hat.
In einer Übernahme aus Nürnberg und kuratiert
von dem renommierten Germanisten und Sprichwort-Experten Dr. Rolf-Bernhard
Essig wird in der Schau zum Thema Sprichwörter und Redewendungen
einer der wichtigsten, originellsten und kraftvollsten Bereiche
unseres Wortschatzes lebendig.
Schon auf dem Weg in die Ausstellung durch das
- für sich genommen ebenfalls hochinteressante - Schaumagazin
des Museums begegnet man auf kleinen Tafeln passend zu den zumeist
aus der Seefahrt stammenden Ausstellungsgegenständen den ersten
Redewendungen und Sprichwörtern. Das setzt sich im Treppenaufgang
fort, wo den Besucher auf großen Schrifttafeln Redewendungen
aus dem nicht-deutschen Sprachraum mitsamt den Entsprechungen in
anderen Sprachen begleiten.
Oben angekommen greift die Ausstellung in Anlehnung
an die Entstehungszeit und den Ursprung vieler Redewendungen das
Bild des mittelalterlichen Jahrmarkts auf: Auf einem bunten „Rummel
der Redewendungen“ werden rund 150 Aussprüche aus den
Bereichen Körperteile, Theater, Tiere, Schützen und Waffen
und Crime präsentiert. Von kalten Füßen über
Rampensau und Krokodilstränen bis hin zu Spießbürgern
erkunden die Besucher*innen bekannte und beliebte Sprichwörter,
Redewendungen, geflügelte Worte und deren Ursprünge. Dass
sich Redewendungen häufig auf heutzutage nur noch wenig populäre
Alltagsgegenstände beziehen, verdeutlichen historische Objekte
wie Stegreif, Kandare, Haspel, Flegel oder Notnagel.
An mehreren interaktiven Stationen können
die Besucher*innen die Sprichwörter „erfahren“
oder auch testen, welche sie selbst kennen. Bekannte und inzwischen
zu Sprachikonen gewordene (Werbe-)Sprüche wie z.B. „Aus
Erfahrung gut“ können am Bildschirm ihrer Herkunft (hier:
AEG) zugeordnet werden. Ein Sprichwortgenerator ermöglicht
es, zusammengehörige Teile einer Redensart zusammen zu bringen
oder aber auch, neue und lustige Redewendungen zu erzeugen.
Das Focke-Museum hat für die Ausstellung eine
ergänzende Sprichwörter-Werkstatt entwickelt. In einem
gesonderten Bereich im Ausstellungsraum sind Einzelbesucher*innen,
Familien mit Kindern, Jugendliche und Schulklassen eingeladen, sich
kreativ mit Redewendungen und Sprichwörtern auseinanderzusetzen
und mit dem eigenen Sprachwissen zu ergänzen. Verschiedene
praktische Angebote eröffnen gestalterische, künstlerische
und performative Zugänge zu dem Thema. Mit ihren Ideen und
Werken können die Besucher*innen die Ausstellung erweitern.
So entsteht ein stetig wachsendes Archiv an neuen, bekannten oder
auch vergessenen Sprichwörtern.
Übrigens: Der Ausspruch „Mein Name ist
Hase!“ stammt von dem Heidelberger Studenten Victor Hase.
Bei einer Befragung vor Gericht verpfiff dieser 1854 seinen Kommilitonen
nicht, sondern sagte nur: „Mein Name ist Hase, ich verneine
die Generalfragen. Ich weiß von nichts.“ In der Kurzform
wurde seine mutige Antwort schnell deutschlandweit bekannt und ist
bis heute ein beliebtes geflügeltes Wort.
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Bühne frei - Vorhang auf:

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