Schwachhausen

aktuell:


Text & Fotos: Joachim Kothe

Kaisenbenz steht im Glaskasten
Erster Schritt auf dem Weg in die Neuaufstellung des Focke-Museums.

Nun - endlich - ist er beim Focke-Museum angekommen, der Dienstwagen des ersten Bremer Bürgermeisters (1945 - 1965), Wilhelm Kaisen.

Der „Kaisenbenz“ wurde im November 2014 an die damalige Direktorin Frauke von der Haar übergeben (wir berichteten) und ist seitdem im Besitz des Museums, blieb aber zwischenzeitlich im „Zentrum für Automobilkultur & Mobilität“ im Schuppen I in der Überseestadt.

Nun aber gibt es eine von einer Firma aus Bad Kreuznach speziell angefertigte Glasvitrine mit Beleuchtung, Alarm- und Klimaanlage, in der das Fahrzeug - ein Mercedes 220S der Baureihe W 111 mit dem - damaligen - amtlichen Kennzeichen HB-3-4 - auf einer frei zugänglichen Rasenfläche direkt am Parkplatz vor dem denkmalgeschützten Bau von Heinrich Bartmann, zu dessen Eröffnung Bürgermeister Kaisen 1964 in eben diesem Mercedes vorfuhr, seine - vorerst - letzte Ruhestätte gefunden hat.

Doch HALT: Ruhestätte ist nicht richtig. Einmal im Monat sollte der Wagen gefahren werden um ihn vor Schäden zu bewahren. Denn fahrtüchtig ist das historische Fahrzeug (TÜV 9/23) dank der Schrauber in der Überseestadt und des Restaurators Olaf Ruprecht. Auch das vorher defekte Autoradio funktioniert dank der Expertise der Mitarbeiter im bremischen Rundfunkmuseum wieder einwandfrei.

Ruprecht ist auch derjenige, der die Ehre und das Vergnügen hat, den Benz zu bewegen. „Das erste Oberklassen-Modell des Automobilherstellers fährt sich super und man hat dank der Heckflossen trotz der Größe des Wagens eine hervorragende Übersicht“, berichtet er begeistert. „Die Lenkradschaltung ist problemlos, doch Sicherheitsgurte gibt es keine. Alles wie früher, nur der Duft der Zigarren Wilhelm Kaisens ist verflogen.“

Viele Jahre befand sich der Mercedes in Privatbesitz. Als er plötzlich auf der Bremen Classic Motorshow präsentiert wurde, entdeckte ihn der Freundeskreis-Automobil-Bremen e.V. und sammelte dann Spendengelder, mit denen der Verein von Freunden des Focke-Museums e.V. die Limousine erwarb. 2014 kam das Fahrzeug als Dauerleihgabe in das Focke-Museum, Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte.

„Die Präsentation dieses Objektes aus den 1960er-Jahren ist Teil der baulichen und inhaltlichen Neuaufstellung des Focke-Museums: Wenn es 2026 nach dreijähriger Schließzeit wiedereröffnet wird, stellt die Sammlungspräsentation auch die zweite Hälfte des 20. Jahrhundert dar und führt die Besucher und Besucherinnen bis in unsere Zeit“, sagt die Direktorin des Bremer Landesmuseums, Prof. Dr. Anna Greve bei der Vorstellung des Fahrzeugs am 22. Dezember 2021.

 

Museumsdirektorin Anna Greve streichelt „ihren“ Benz

 

 

Direktorin Prof. Anna Greve und Restaurator Olaf Ruprecht und ihr „Prunkstück“

 

„Wie neu!!“ >>

Beim Ausbau des defekten Radios entdeckte Restaurator Olaf Ruprecht am Gehäuse noch einen Papieraufkleber mit der handschriftlich vermerkten Inventarnummer:
Senatskanzlei 34842 (Foto © Focke-Museum)

 

@Kontakt / Kommentare @