Sie war für drei Monate als 42. Stipendiatin des Bremer
Kunststipendiums zu Gast in der Hansestadt: Karla Nixon, Jahrgang
1990 und geboren in Bremens südafrikanischer Partnerstadt
Durban. Und kurz vor ihrer Rückreise Ende Januar wurde ihr
- wie schon allen anderen Stipendiaten zuvor - die Ehre zuteil,
eine kleine Ausstellung ihrer Werke in der Bremischen Bürgerschaft
zu präsentieren.
Bei der Eröffnung am 11. Januar betonte Parlamentspräsident
Christian Weber vor zahlreichen Gästen, darunter etliche
ihrer Mitbewohner aus der Schwachhauser Stiftungsresidenz
Landhaus Horn, wie gern er einmal in Nixons ferne Heimat
reisen würde: „Vor einigen Jahren war eine Reise geplant,
doch sie fand am Ende leider nicht statt. Vielleicht klappt es
ja in den nächsten Jahren doch noch“, meinte er etwas
wehmütig.
Karla Nixon experimentierte schon früh in ihrer künstlerischen
Karriere mit den verschiedensten Materialen und gestaltete kleine
und größere Installationen. Bald entdeckte sie Papier
als Grundmaterial für ihre Ideen und baute ganze Raumteile
aus Scherenschnitten und füllte Bildkästen mit Dingen
aus Papier – Mäuse, Insekten, Kleidung – in Kombination
mit anderen Materialien, oft Holz. Oft waren es Leuchtkästen,
bei denen gedämpftes Licht durch die minuziös und mit
feinsten Messern und Klingen geschnittenen kleinteiligen Papiergestaltungen
durchschien.
Leider bietet die Bürgerschaft nicht die Möglichkeit,
solche räumlichen Arbeiten, wie sie
auch in Bremen entstanden sind, zu präsentieren. Zu sehen
sind daher auf Bilderrahmentiefe begrenzte dreidimensionale bildliche
Darstellungen bremischer Motive, oft eine Kombination aus s/w
Darstellung und einer Art Scherenschnitt. „Dafür arbeitet
sich Nixon mit ganz scharfen Messern ähnlich chirurgischen
Instrumenten in das Papier hinein“, berichtete Dr. Katerina
Vatsella, die als Kuratorin mit der Betreuung der Stipendiaten
beauftragt ist.
„In vielen Bildern Nixons erscheinen Schweine als Motiv“,
erläuterte Vatsella weiter. „Die sind in der südafrikanischen
Kultur nicht das Glückssymbol wie bei uns, sondern stehen
dort eher für das Spannungsverhältnis zwischen Gut und
Böse.“
Nixons räumliches Arbeiten mit Papier brachte nicht nur
faszinierende dreidimensionale Bilder von Landschaften und vor
allem von Baustellen und Konstruktionen hervor, sondern auch Skulpturen
aus Papier, Beton und Holz und Eisen, in denen Karla Nixon mit
den verschiedenen Zuständen von Materialien, ihren Eigenschaften
und deren Umkehrung spielt. Darin und auch in Videos, die sie
parallel dazu macht, zeigt sich, neben dem ästhetischen,
auch ihr konzeptuelles Interesse an der Kunst, das oft eine humorvolle,
immer jedoch auch eine sinnliche Komponente beinhaltet.
Ihren Aufenthalt und ihre Eindrücke in Bremen hat Karla
Nixon im Rahmen ihrer Homepage in einem lesenswerten Blog dokumentiert:
https://www.karlanixon.com/blog-2
Auch mit Papier - allerdings Fotopapier - und
ebenfalls dreidimensional arbeitete 2015 ein anderer Kunststipendiat
im Landhaus Horn: http://www.schwachhausen-online.de/nir/