2019 wird das Märchen der „Bremer
Stadtmusikanten“ 200 Jahre alt. Anlässlich dieses Stadtmusikanten-Sommers
hat auch das Focke Museum in seinen Bestand geschaut und Beiträge
zum Thema sowohl im historischen Bereich, als auch im Kindermuseum
gefunden.
Ist das möglich? Die Bremer Stadtmusikanten sind doch ein
Märchen, aufgezeichnet von den Gebrüdern Grimm, und sie
sollen auch gar nicht bis Bremen gekommen sein. Hat etwa der Esel
die ausgestellte Zugposaune gespielt?
Natürlich nicht, denn ein echter Bremer Ratsmusiker hat sie
bedient. Gefertigt wurde die Posaune wie fast alle Instrumente der
Ratsmusiker in Leipzig 1723 und gespielt wurde sie von Hermann Harmsen,
der das Amt von seinem Vater „geerbt“ hatte. Und ob
die Märchenfiguren zu Recht nicht bis nach Bremen gekommen
sind, wird sich später klären.
Zwei Gemälde aus dem 17. Jahrhundert sind im Bestand des Focke
Museums, die mit einem Hochzeitszug im Vordergrund einmal die damalige
Stadt-Silhouette von der Neustadt aus und zum anderen den Marktplatz
zeigen.
An der Spitze des Zuges geht jeweils eine vierköpfige Musikergruppe
mit drei Trompeten und einem Zink (mittelalterliche „Trompete“
aus Holz) oder Posaune. Dies sind der Meister der Ratsmusik und
seine Gesellen, die im Gegensatz zu den Freien Musikern
beim Rat der Stadt fest angestellt waren. Diese spielten bei feierlichen
Anlässen und Hochzeiten der höheren Stände auf. Als
Jahressalär gab es 150 Reichstaler für alle zusammen,
was etwa heutigen 15.000 Euro entspräche. Dieser Betrag wurde
bestimmt nicht gleichmäßig aufgeteilt, so dass die Musiker
und ihre Familien davon kaum leben konnten. So nahmen sie zum einen
weitere Tätigkeiten, z.B. als Turmbläser, an und mussten
zum anderen in Konkurrenz zu den Freien um bezahlte Festmusiken
treten.
Insofern waren die vier tierischen „freien“ Stadtmusikanten
wohl gut beraten, nicht bis nach Bremen zu kommen, damit sie „etwas
besseres als den Tod“ fanden und im Konkurrenzkampf der Musiker
nicht wieder verjagt wurden.
Weitere Details zu den „echten“ Bremer Ratsmusikern
und zu der damaligen Musik gibt es in einem Vortrag von Dr. Oliver
Rosteck zu hören, der am Sonntag, 31.03.2019, ab 11:30 Uhr
im Focke Museum stattfinden wird.
Im Kindermuseum des Focke-Museums finden sich die Märchen-Musikanten
als Buch, Brettspiel und Handpuppen, was man auch erwarten darf.
Immer noch unklar bleibt weiterhin die präzise Benennung der
Stadtmusikanten als „Bremer“. Am ehesten leuchtet noch
ein, dass das aufstrebende reiche Bremen als Ort der Verheißung
für die arme Landbevölkerung gegolten hat und sich deswegen
als Ziel für allerlei Sehnsüchte anbot.
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