Schwachhausen


Text : Wolfgang Ulrich +++ Fotos: Matin Luther, Focke Museum

Gab es sie wirklich, die Bremer Stadtmusikanten?

2019 wird das Märchen der „Bremer Stadtmusikanten“ 200 Jahre alt. Anlässlich dieses Stadtmusikanten-Sommers hat auch das Focke Museum in seinen Bestand geschaut und Beiträge zum Thema sowohl im historischen Bereich, als auch im Kindermuseum gefunden.

Ist das möglich? Die Bremer Stadtmusikanten sind doch ein Märchen, aufgezeichnet von den Gebrüdern Grimm, und sie sollen auch gar nicht bis Bremen gekommen sein. Hat etwa der Esel die ausgestellte Zugposaune gespielt?

Natürlich nicht, denn ein echter Bremer Ratsmusiker hat sie bedient. Gefertigt wurde die Posaune wie fast alle Instrumente der Ratsmusiker in Leipzig 1723 und gespielt wurde sie von Hermann Harmsen, der das Amt von seinem Vater „geerbt“ hatte. Und ob die Märchenfiguren zu Recht nicht bis nach Bremen gekommen sind, wird sich später klären.

Zwei Gemälde aus dem 17. Jahrhundert sind im Bestand des Focke Museums, die mit einem Hochzeitszug im Vordergrund einmal die damalige Stadt-Silhouette von der Neustadt aus und zum anderen den Marktplatz zeigen.
An der Spitze des Zuges geht jeweils eine vierköpfige Musikergruppe mit drei Trompeten und einem Zink (mittelalterliche „Trompete“ aus Holz) oder Posaune. Dies sind der Meister der Ratsmusik und seine Gesellen, die im Gegensatz zu den Freien Musikern beim Rat der Stadt fest angestellt waren. Diese spielten bei feierlichen Anlässen und Hochzeiten der höheren Stände auf. Als Jahressalär gab es 150 Reichstaler für alle zusammen, was etwa heutigen 15.000 Euro entspräche. Dieser Betrag wurde bestimmt nicht gleichmäßig aufgeteilt, so dass die Musiker und ihre Familien davon kaum leben konnten. So nahmen sie zum einen weitere Tätigkeiten, z.B. als Turmbläser, an und mussten zum anderen in Konkurrenz zu den Freien um bezahlte Festmusiken treten.

Insofern waren die vier tierischen „freien“ Stadtmusikanten wohl gut beraten, nicht bis nach Bremen zu kommen, damit sie „etwas besseres als den Tod“ fanden und im Konkurrenzkampf der Musiker nicht wieder verjagt wurden.

Weitere Details zu den „echten“ Bremer Ratsmusikern und zu der damaligen Musik gibt es in einem Vortrag von Dr. Oliver Rosteck zu hören, der am Sonntag, 31.03.2019, ab 11:30 Uhr im Focke Museum stattfinden wird.

Im Kindermuseum des Focke-Museums finden sich die Märchen-Musikanten als Buch, Brettspiel und Handpuppen, was man auch erwarten darf.

Immer noch unklar bleibt weiterhin die präzise Benennung der Stadtmusikanten als „Bremer“. Am ehesten leuchtet noch ein, dass das aufstrebende reiche Bremen als Ort der Verheißung für die arme Landbevölkerung gegolten hat und sich deswegen als Ziel für allerlei Sehnsüchte anbot.

 

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