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Roter Teppich für „Anne Frank“ in der Gondel

Ganz so festlich wie auf der Berlinale ging es in Bremen am Samstag nicht zu, aber ein Ereignis war es schon, dass die Hauptdarstellerin und der Regisseur des Films „Das Tagebuch der Anne Frank“ Externes Angebot im Schwachhauser GONDEL Kino leibhaftig zu Gast waren.

Die Darstellerin der Anne, Lea van Acken, und Regisseur Hans Steinbichler waren extra angereist, um sich im Anschluss an die nahezu ausverkaufte Abendvorstellung den Fragen des vom Film noch tief beeindruckten Publikums zu stellen.

Die Fragen an die erst 17jährige Schauspielerin drehten sich hauptsächlich darum, wie es ihr gelungen war, sich in die Figur und die Situation der Anne Frank hinein zu fühlen und sich mit ihr zu identifizieren. „Ich habe ihr Tagebuch, das ich vorher nicht kannte, natürlich mehrfach gelesen und mit meinen Eltern auch das Anne-Frank-Haus Externes Angebot in der Amsterdamer Prinsengracht besucht“, berichtete van Acken. „Je mehr ich von ihr und über sie erfuhr, desto größer wurde mein Respekt, aber auch mein Interesse, gerade diese Rolle zu spielen.“

Immer wieder gab es bei den Dreharbeiten aber auch Situationen, wo sie sich selber fragte „Oh Gott, kann ich das überhaupt schaffen?“ Eine davon war ganz sicher die Szene gegen Ende des Films, bei der ihr bei der Ankunft im KZ Auschwitz die Haare geschoren wurden. „Diese Szene konnten wir natürlich nur einmal drehen und ich fragte mich und die anderen, was passieren würde, falls ich einen Fehler machte. Aber alle beruhigten mich und sie hatten Recht: Ich verwuchs in dem Moment so stark mit meiner Rolle, dass alles sehr authentisch rüber kam.“

Für Regisseur Hans Steinbichler war die Neuverfilmung des Tagebuchs ein echtes Anliegen:
„Anne Frank war eine Persönlichkeit, die es erlaubt, ja geradezu erfordert, für jede Generation einen Film zu machen“, betonte er auf die Frage, warum nach den bereits existierenden Verfilmungen für Kino und TV noch einmal ein Film gedreht wurde. „Es ist der erste deutsche Anne-Frank-Film. Außerdem konnten wir auf neues Material zurückgreifen, das vom Anne-Frank-Fond freigegeben worden war und noch intimere Einblicke in das Leben dieses Mädchens ermöglichte.“

Am Ende der lebhaften Publikumsdiskussion stand die Frage, warum der Film nicht - wie das Tagebuch - mit der Verhaftung der Familie in Amsterdam zu Ende wäre, sondern auch die Ankunft im Lager Auschwitz thematisierte. „Die Gräuel der Nazis sind doch zur Genüge bekannt, warum muss man das hier nun auch noch mal zeigen“, bemerkte kritisch ein älterer Zuschauer. Dieser Ansicht widersprach Steinbichler heftig: „Ihnen mag das ja alles bekannt sein, aber fragen Sie mal die jüngere Generation. Da wird vieles auf Grund von Unwissen und mangelnder Aufklärung verklärt und verharmlost. Deshalb wünsche ich mir, dass möglichst viele junge Menschen diesen Film sehen und diskutieren und mit dem Ende auch nach Aufklärung darüber verlangen, wie es mit Anne Frank nach ihrer Deportation weiter ging.“

Joachim Kothe

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