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Wahlhelfer in Schwachhausen - Ehrenamt mit Spaßfaktor
27. August 2013: Auf geht's per Fahrrad zur Wahlhelferschulung im Berufsschulzentrum. Ich mache zwar schon seit Jahrzehnten den Wahlvorsteher in verschiedenen Wahllokalen, das Wahlsystem wirft aber vor allem bei Neulingen so viele Fragen auf, dass zumindest alle Vorstände und Schriftführer in diesem Jahr zur Schulung verpflichtet wurden.
Nach fast zwei Stunden sind die Muster-Stimmzettel ausgezählt, die Zweifelsfälle beraten und alle Fragen weitgehend geklärt und mit einer dicken Broschüre und einem 5-Euro-Schein in der Hand verlassen wir den Schulungsort.
21. September 2013: Nochmals Radtour, diesmal zum Wahlamt An der Weide, um die Wahlunterlagen abzuholen. Erfreulich: Kein großer Koffer, sondern nur noch ein mitteldicker Ordner voll Papier.
Schon vor 8 Uhr drängen die ersten Wähler ins Wahllokal. Wir sind noch nicht ganz fertig mit den Vorbereitungen und bitten um ein paar Minuten Geduld: Kein Problem.
Außer den Papp-Wahlkabinen müssen wir auch auf die Fernseh-Einlage vom letzten Mal verzichten:
Im benachbarten Wahllokal im gleichen Raum durfte die damalige Spitzenkandidatin einer großen Volkspartei wählen.
Der Medienauftrieb war beachtlich und mein Kollege hatte alle Mühe, ungeduldige Wähler zu beruhigen, die wählen wollten, aber nicht konnten, da die Dame ihren Stimmzettel eine halbe Ewigkeit in die Wahlurne halten muss, bis alle schließlich ihr Foto im Kasten hatten - ich auch.
Heute geht die Wahl unaufgeregt ihren Gang. Zwischendurch bringt der Abschnittsleiter vom Wahlamt das Erfrischungsgeld. Große Freude - und die ersten Wahlhelfer entschwinden zum Mittagessen. Zwischenfälle gibt es keine, nur im Gebäude herumirrende Wähler, denen wir schließlich mit einem wechselnden Team von „Ordnern“ den richtigen Weg weisen. Das Wahlamt hat die Nummern des jeweiligen Wahllokals so klein auf die Benachrichtigungskarten gedruckt, dass sie weder als solche identifiziert werden noch ohne Lesebrille überhaupt gelesen werden können. Da helfen auch die zahlreich mitgebrachten, aber extrem friedlichen (Such-)Hunde nichts.
Der Nachmittag verläuft bei erfreulich lebhaftem Besuch ebenfalls ruhig. Am Ende sind es fast 800 Wähler, die bei uns ihre Stimmzettel in die große Wahlurne geworfen haben.
18 Uhr: Das große Zählen beginnt: Erfreulicherweise stimmen die Zahlen auf Anhieb und auch der Stress mit für getrennte Parteien abgegebenen Erst- und Zweitstimmen hält sich in Grenzen. Ein paar „Zweifelsfälle“ werden beraten und entschieden, der Schriftführer schreibt das umfängliche Protokoll und wir füllen die Umschläge mit den Stimmzettelpaketen und den sonstigen Unterlagen. Nun muss ich mit dem schweren Koffer nur noch zum Abschnitts-Stützpunkt im Baumschulenweg.
Mit Dank verabschiede ich meine fleißigen Wahlhelfer-Kolleginnen und Kollegen. Heute waren die Erfahrungen weit besser als beim letzten Mal: Da hatte sich doch einer von ihnen früher verabschiedet mit der sinnigen Bemerkung, er sei noch Jugendlicher und hätte seine erlaubte Arbeitszeit von sechs Stunden bereits erheblich überschritten. Ha, ha, er hatte sich freiwillig für das Ehrenamt gemeldet, den Tag über kaum einen Finger krumm gemacht und nebenbei noch seine Freundin zum Quatschen ins Wahllokal bestellt.
20:10: Ich bin zu Hause, rechtzeitig zur Berliner Runde im Fernsehen. Aber, oh Schreck: In meiner Jackentasche findet sich noch der Schlüssel zur Wahlurne. Die ist zwar leer, den Schlüssel muss ich aber trotzdem loswerden. Also noch mal kurz auf’s Fahrrad und eine abendliche Spritztour zum Baumschulenweg. Dann noch ein bisschen Fernsehen – und die Wahl ist wieder mal gelaufen … .
Joachim Kothe
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